Die Menschen hatten sich um den Platz herum versammelt und warteten gespannt darauf, was passieren würde. Würde Pharao gewinnen oder Moses?
Jeder hatte da seine eigene Vorstellung: „Bestimmt wird Pharao gewinnen. Wisst ihr denn nicht, dass er alle Magier herbeigerufen hat, damit sie ihre Künste vorführen?" Einer der Magier trat vor den Pharao: „Ich schwöre bei deiner Größe, Pharao, wir werden siegen.
Pharao konnte sich in seiner Arroganz auch gar nichts anderes vorstellen, als dass er der Sieger sein würde.
Die Magier begannen ihr Zauberwerk. Sie warfen ihre Seile in die Mitte und alle glaubten, sie hätten sich in Schlangen verwandelt. Die Menge war beeindruckt und verblüfft.
Pharao wandte sich an Moses, zeigte auf das Werk der Zauberer und sagte: „Was sagst du nun Moses! Bist du immer noch nicht von uns überzeugt?!"
Moses antwortete nicht. Er warf seinen Stab zu Boden. Dieser verwandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in eine Riesenschlange, die blitzesschnell alle Seile und Bänder und das ganze Zauberwerk der Magier verschlang. Die Menge schrie auf und alle ergriffen die Flucht vor dem Ungeheuer. Unterdessen staunten die Magier, denn nur sie wussten was in der Schwarzen Kunst machbar ist und was nicht. Und sie bekannten sofort: „Dies ist nicht von Menschenhand geschehen. Nein! Es ist ein Wunder." Dann knieten sie nieder und riefen: Wir glauben an den Gott Moses und Aarons.
Pharao war außer sich vor Wut: „Was!? Habe ich euch denn erlaubt, zu glauben?"
Und er drohte den Magiern, er werde sie alle kreuzigen lassen. Aber die Magier hatten Gott erkannt und waren voller Überzeugung. Sie sagten:„Wir haben keine Angst vor dir. Wenn du uns tötest, kehren Wir zu unserem Herrn zurück und hoffen, dass er uns unsere Fehler verzeiht. Wir sind die ersten, die sich zum Glauben bekehren."
Die Berater des Pharao dachten nach, was nun zu tun sein. Einer meinte: „Wir müssen Moses töten. Das ist die einzige Lösung."
Aber unter den Leuten des Pharao war ein Mann, der heimlich an Moses glaubte.
Er sagte:„Es ist nicht richtig wenn wir Moses töten. Er hat klare Beweise in der Hand. Wir sollten uns nicht gegen ihn stellen."
Pharao aber gebot ihm und den anderen zu schweigen. Er ordnete an: „Die Sitzung ist beendet. Setzt die Leute unter Druck und schafft Moses, wie auch immer, beiseite." Die Anhänger Moses kamen zu ihm und klagten: „Moses! Wir sind deine Anhänger geworden. Bevor du Prophet wurdest, hat uns Pharao gefoltert und gequält und auch jetzt erfahren wir wieder Leid."
Moses sagte: „Bittet Gott um Hilfe und übt euch in Geduld. Dieses Land gehört Gott und er gibt es an wen er will. Die Gottesfürchtigen erwartet ein gutes Ende."
Die Söhne Israels fragten: „Wann wird die Hilfe Gottes denn eintreffen?"
Moses: „Hoffentlich wird euer Herr eure Feinde vernichten und euch zu seinem Stellvertreter auf Erden machen."
Es war wieder dunkel geworden und die Menschen konnten ein wenig aufatmen. Wenigsten in der Nacht waren sie vor den Folterknechten des Pharaos sicher. Aber da verbreitete sich eine heimliche Botschaft von Haus zu Haus:
„Moses der Prophet Gottes hat gesagt, dass wir heute Abend wegziehen!" „Wohin denn?" „Moses ist offenbart worden, dass wir heute alle gemeinsam die Stadt verlassen sollen."
Es war nach Mitternacht, als das Volk Moses die große Ebene durchquert hatte und ans Meer gelangt war. Pharao hatte inzwischen erfahren, dass Moses und seine Anhänger die Stadt verlassen hatten. So rief er seine Leute zusammen und sagte: „Die sind ja nur eine kleine Schar und wir können sie schnell vernichten. Legt eure Waffen an. Wir werden hinter ihnen her reiten." Ein Anhänger Moses sah die Leute des Pharao heranrücken und rief: „O Moses, was sollen wir jetzt tun? Wir werden bald sterben."
Moses aber antwortete:„Nein. Mein Herr ist auf unserer Seite. Er wird uns den Weg zeigen."
Da hörte Moses eine Stimme sagen: „Moses! Berühre mit deinem Stab das Meer"
Moses schlug mit dem Stab auf das Wasser und da geschah etwas unglaubliches: Das Wasser wich nach beiden Seiten zurück und zwischen den Wassermassen links und rechts öffnete sich in der Mitte ein Weg über den Meeresboden. Moses und seine Anhänger trauten ihren Augen nicht. Moses aber rief:„Kommt, lasst uns so schnell wie möglich über diesen Weg flüchten."
Pharao und seine Leute hatten das Ufer erreicht. Sie sahen den Weg der durch die Wasserberge hindurchführte. Doch sie achteten nicht auf das Wunder Gottes sondern dachten nur daran Moses und seine Anhänger zu fassen. Freudig riefen sie einander zu:
„Jetzt haben wir Moses gleich in unserer Hand und werden ihm und seinem Volk den Gar ausmachen."
Doch sie hatten mit ihren Pferden noch nicht einmal die Hälfte des Weges zurückgelegt, als die Wellen des Meeres über ihnen zusammen schlugen. Pharao hatte nun den Tod dicht vor Augen.
Da rief er:„Ich glaube daran, dass es keinen anderen Gott gibt als den Gott der Söhne Israels. Ich bekenne mich zu ihm und ergebe mich." „Jetzt glaubst du?"
So steht es in den Versen 91 und 92 der Sure Yunes als Antwort auf das späte Bekenntnis des Pharaos: „Du hast bis jetzt gefrevelt und warst ein Unheilstifter! Wir werfen heute deine Leiche ans Ufer, damit sie für die kommenden Generationen eine Lehre ist. Aber viele Menschen übergehen unsere Zeichen."
Die Vernichtung des größten Frevlers der Geschichte, des Pharaos, enthält den Hinweis auf ein allgemeingültiges Gesetz der Geschichte, nämlich:
„Die Willkürherrscher und Diktatoren, die die anderen unterdrücken, erfahren einen erniedrigenden Tod. Arrogante Mächte können vielleicht eine Zeit lang siegen und den Völkern drohen. Aber die Macht Gottes steht über allem und wird das Wunschschloss der Unterdrücker zerschmettern."