Für diese Woche haben wir die Geschichte von einer Schar junger Gläubiger ausgesucht. Sie werden im Koran Ashabi Kahf genannt - die Höhlenjünger. Es war eine Schar von jungen Leuten die tapfer den Geist des ein-Gott-Bekenntnisses wahrten.
Es war ein großer Feiertag. Alle hatten sich munter und fröhlich um die Götzen versammelt. Sie hatten sämtliche Vorbereitungen für ein großes Fest getroffen. Auch der König würde an diesem Fest teilnehmen. Dem König und den Götzen wurden Geschenke zu Füßen gelegt. Die Menschen knieten vor dem König und den Götzen nieder.
Maximilian gehörte zum Königlichen Hofe. Er hatte sich auch zu dem Fest eingefunden. Nun aber versuchte er, unbemerkt wegzugehen. Hoffentlich fiel es keinem auf.
Aber da hörte er plötzlich eine Stimme: „Maxilimian! Wo willst du hin? Warte! Ich komme mit." Maximilian blieb stehen. Es war sein Freund der ihn gerufen hatte. Er antwortete ihm: „Ich will nicht hier bleiben." Sein Freund fragte: „Denkst du auch wie ich? Bist du auch der Meinung, dass dies alles sinnloses Tun ist, was hier vor sich geht? Wie kann sich jemand nur vor einem so unterdrückerischen Kaiser wie Decius in den Staub werfen?"
Sie zogen sich in den Schatten eines Baumes zurück. Dann blickten beide mit einem bedeutungsvollen Blick zum Himmel. Sie unterhielten sich noch ein wenig weiter und beiden wurde klar, dass sie einer Meinung sind. Sie waren nämlich beide davon überzeugt, dass es nur den einen Gott gibt, und neben ihm weder Gottmenschen noch Götzen.
Maximilian sagte: „Unter den Beratern und Hofleuten gibt es noch einige andere, die genauso wie wir denken. Wir treffen uns abends heimlich. Du kannst auch an unseren Sitzungen teilnehmen aber pass gut auf, dass keiner etwas davon erfährt."
Es verging eine ganze Zeit. Die jungen Gottesfreunde trafen sich regelmäßig im Haus von Maximilian. Sie sprachen über die überall herrschende Unwissenheit und baten Gott um Vernichtung des Kaisers Decius und die Befreiung der Menschen aus seinem Joch.
Eines Tages berichtete einer von Ihnen furchterregt: „Maximilian! Der Kaiser hat in Erfahrung gebracht, dass wir gläubig geworden sind." Wie ist das möglich? Bist du sicher? Ja! Ich bin ganz sicher! Wir müssen einen Ausweg finden. Sonst kann es sein, dass wir gleich morgen gehängt werden.
Da klopfte jemand an Maximilians Haustor. Der Kaiser hatte einen Boten geschickt und befohlen, dass sie vorstellig werden. Maximilian schlug vor: „Wir treten vor ihn, halten an unserer Meinung fest und geben unseren Glauben nicht auf."
Der Kaiser saß mit einem sehr grimmigen Gesicht in seinem großen Saal auf dem goldenen Thron. Als die Schar der jungen Gläubigen eintrat, sprang er auf und schrie: „Was fällt euch ein, in meinem Palast von einem einzigen Gott zu reden?! Gehört ihr nicht zu meinem Geschlecht? Habe ich euch keine hohen Posten verliehen? Ich werde sofort befehlen, dass sie eure Leiber zerstückeln." Aber Gott hatte die Herzen dieser gläubigen jungen Männer mit Zuversicht erfüllt.
Maximilian, der Schwiegersohn Decius sagte: „Wir haben sehr über Gott den Einzigen nachgedacht. Er hat alles erschaffen: den Himmel und die Erde und uns alle. Wir werden nur ihn anbeten und keinen anderen."
Der Kaiser winkte ab: „Das reicht. Ich will nichts mehr davon hören. Ich gebe euch bis morgen eine Frist. Bis morgen habt ihr Zeit, euch von eurer Lehre abzuwenden und wieder in den Genuss meines Segens zu gelangen."
Am Abend dieses Tages herrschte eine traurige Stimmung im Haus von Maximilian. Einer der gläubigen jungen Männer sagte: „Die Liebe zu Gott hat unser Herz erfüllt. Wir spüren seine Gegenwart überall. Wenn wir an ihn denken, erfüllt uns großer innerer Friede. Wie können wir mit der Wahrheit zurückhalten, dass unser Gott lebt, gütig ist und mächtig!?"
Die jungen Männer berieten miteinander und fassten schließlich den Entschluss auf alles zu verzichten, ihre Stellung am Kaiserlichen Hof aufzugeben und zu fliehen. Nur so konnten sie ihren Glauben wahren. Die gläubigen jungen Aristokraten verließen im nächtlichen Dunkel heimlich die Stadt. Sie entfernten sich immer mehr von ihr.
Maximilian, der die kleine Schar anführte rief plötzlich: „Schaut da ist ein Hirt. Wir werden ihn um etwas Trinkwasser bitten."
Dem Hirten gefielen die jungen Männer. Als er erfuhr, dass sie sich in der Gegend nicht auskannten, sagte er: „Nehmt meinen Hund mit." Aber sie sagten: „Wenn er mitkommt wird er uns durch sein Bellen verraten." Sie gingen, aber der Hund folgte ihnen und was sie auch versuchten, ihn loszuwerden. Er wollte einfach mit!
Der Hirte begleitete sie den Berg hinauf. Als sie an dem grünen Abhang der anderen Bergseite angelangt waren, blieb er stehen und zeigte mit dem Finger auf eine Höhle: „Ihr seid viel gelaufen, dort in der Höhle könnt ihr euch ein wenig ausruhen."
Durch einen Felsspalt fiel ein wenig Sonnenlicht in die Höhle hinein. Die jungen Männer waren müde. Sie wollten sich ein Stündchen hinlegen und ausruhen, bevor sie ihren Weg fortsetzten. Doch bevor sie sich schlafen legten sprachen sie noch ein gemeinsames Gebet. Wir lesen dieses Gebet in dem Vers 10 der Sure 18. Dort steht:
„Herr! Schenke uns Barmherzigkeit von dir und bereite uns einen rettenden Ausweg."
Nachdem sie dieses Gebet gesprochen hatten, legten sie sich hin und fielen sofort in tiefen Schlaf.
Die Fortsetzung dieser Geschichte hören Sie beim nächsten Mal. Sie nimmt einen wundersamen Verlauf.
Es war eine sehr hoch gelegene Höhle. Hin und wieder warf die Sonne durch den schmalen Felsspalt ein paar Strahlen hinein. Es waren einige junge Männer in der Höhle zu erkennen. Sie waren gottgläubige Menschen und vor dem Zorn des Kaisers Decius in diese Höhle geflohen. Ihre Augen standen offen, aber sie befanden sich tief im Schlaf. Nur manchmal wälzten sie sich von der einen Seite auf die andere und wieder zurück.
Es war Nachmittag. Der Hund in der Höhle war aufgewacht und auch die jungen Männer wachten einer nach dem anderen auf. Der eine fragte: „Wie lange haben wir wohl geschlafen?"
Einer meinte gähnend: „Ich denke ziemlich lange, mehrere Stunden. Was meint ihr?" Maximilian meinte: „Bei dem Hunger, den ich habe und bei diesem Schwächegefühl in mir ist es wohl ein ganzer Tag gewesen, den wir geschlafen haben. Ein andere belehrte ihn: „Wir haben uns am Morgen hingelegt und die Sonne ist noch nicht untergegangen. Es ist also noch kein ganzer Tag vorbei."
„Gott weiß am besten wie lange wir im Schlaf versunken waren", meinte der zweite wieder „Einer von uns sollte in die Stadt gehen und etwas Gutes zu essen kaufen. Aber er muss sehr vorsichtig sein. Er darf niemanden etwas von uns erzählen. Denn sonst werden sie uns steinigen oder uns zwingen zu ihrer Religion umzukehren und dann werden wir keine Rettung finden."
Maximilian stand auf. Ich werde in die Stadt gehen.
Als er den Berg hinunter stieg, hatte er kein gutes Gefühl. Besorgt schaute er um sich.
Endlich hatte er die Stadt erreicht aber er wunderte sich: „Eigenartig. Wie sehr hat sich die Stadt verändert. Die Gebäude sehen ganz anders aus. die Menschen tragen ganz andere Kleidung.
Was ist bloß passiert? Habe ich etwa den falschen Weg gewählt?" Eilig ging Maximilian zu einem Laden, er kaufte etwas zu Essen und bezahlte mit ein paar Münzen. Der Ladenbesitzer betrachtete verwundert die Münzen und drehte sie sprachlos hin und her. Dann fragte er Junger Mann! Hast du einen Schatz gefunden?
Maximilian antwortete. Nein, wieso denn?
Der Ladenbesitzer grinste und sagte: „Diese Münzen sind ja uralt. Über 300 Jahre." Maximilian wusste nicht wovon dieser Mann redet.
So ging es hin und her und langsam sah Maximilian sich umringt von vielen Neugierigen. Er dachte: „Gleich werden die Soldaten Decius auftauchen und mich festnehmen.
Da rief einer aus der Menschenmenge: „Keine Angst. Der Kaiser von dem du redest ist vor 300 Jahren gestorben. Heute regiert ein König, der an Gott den Einzigen glaubt."
Maximilian dachte er träumte. Ihm wurde plötzlich klar, dass er und seine Freunde Rettung gefunden hatten. Rettung aus jener mit Götzentum besudelten Umgebung. Aber die Leute ließen ihn nicht gehen. Sie brachten ihn zum König. Die königlichen Berater sagten: „In der Geschichte steht etwas über einige junge gläubige Männer, die vor dem Unrecht und der Götzenanbetung in einer Höhle Schutz suchten und nicht mehr zurückkehrten."
Maximilian bat: „Lasst mich zu der Höhle zurückkehren Ich möchte meinen Freunden von allem berichten. Sie sind nun besorgt um mich."
Der König sagte: „Wir werden dich begleiten damit wir auch deine Freunde kennen lernen und sicher sind, dass du die Wahrheit sagst."
Die Geschichte von den Jünglingen in der Höhle hatte sich überall herumgesprochen. Jeder machte eine Äußerung dazu. Der eine sagte: „Es ist ein Wunder. Sie haben damals auf das Leben im Palast des Königs verzichtet und sind in die Höhle geflüchtet um ihren Glauben zu bewahren. Und nun, nach 3 Jahrhunderten sind sie wieder ins Leben zurückgekehrt." Ein anderer meinte: „Gott gibt uns dadurch ein Zeichen für die Auferstehung von den Toten." Ein dritter sagte: „Jetzt können wir sicher sein, dass es die Auferstehung von den Toten gibt und nicht am Ende der Welt und dem Jüngsten tag zu zweifeln ist."
Maximilian ging allen voran. Als er die Höhle erreicht hatte, bat er: „Es ist besser, wenn ihr hier zurück bleibt. Es kann sein, dass meine Freunde in große Furcht versetzt werden, wenn sie euch plötzlich vor sich sehen. Ich muss sie erst einmal auf diesen Augenblick vorbereiten."
Maximilian betrat die Höhle und berichtete seinen Freunden von dem was geschehen war: „Liebe Freunde! Keiner von denen die wir kannten lebt noch und viele Jahre trennen uns von diesen Menschen da draußen. Es wird sehr schwierig sein unter ihnen zu leben. Lasst uns beten und Gott bitten, dass er uns zu sich aufnimmt."
Sie beteten und ihr Gebet wurde erfüllt.
Der König mit seinen Hofleuten wartete in der Nähe der Höhle. Aber es tat sich nichts. So stiegen sie hoch, um nachzuschauen. Doch es bot sich ihnen ein ungewöhnlicher Anblick. Sie sahen mehrere Leichen in der Höhle liegen. Auf ihren Gesichtern lag ein eigenartiger Glanz. Was war nun zu tun?
Es kam zu einem Streit. Die einen sagten, es ist besser wenn dieses eigenartige Ereignis vergessen wird. Wir sollten die Höhle versperren, damit keiner sie findet. Eine andere Gruppe, für die die Geschichte von den Höhlenjüngern ein Wahrzeichen für das Jüngste Gericht und für die Tapferkeit dieser jungen Gläubigen auf dem Weg Gottes war, sagten:
„Lasst uns neben dieser Höhle eine Gebetsstätte erbauen. Damit diese Gläubigen immer in Erinnerung bleiben."
Vielleicht ist der Wunsch dieser zweiten Gruppe erfüllt worden. Dafür scheint eine Gebetstätte zu zeugen, die Archäologen neben einer Höhle in Jordanien entdeckt haben.
Übrigens, wer die Geschichte von den Höhlenjüngern im Koran nachlesen will, der findet sie in der Sure 18 in den Versen 9 bis 26.